Aus der Siedlungsgeschichte

Rautendorf ist eine 253 Jahre alte Moorgemeinde, eine Siedlung, die in harter und mühevoller Arbeit dem Moore abgerungen wurde. Schon bei der ersten Ansiedlung empfanden die Siedler die von der damaligen Regierung gestellten Bedingungen als unannehmbar, denn bereits nach 9 Freijahren sollten sie 6 Reichstaler als Zins zahlen. Sie weigerten sich und schrieben Proteste, aber ohne Erfolg, Schließlich waren es 32 Siedler, die 1762 im allergrößten Elend begannen. Kein Wunder, dass nicht alle Siedler durchhielten. 7 Siedler wanderten schon während der ersten sechs Jahre wieder ab.
 
Aber 1816, also 54 Jahre nach der Besiedlung, waren 11 Schleusen am Wasserweg vorhanden. Die Schifffahrtskanäle waren verbreitert, die Uferbefestigungen verstärkt und ein solcher Tiefgang erreicht, dass jeder Kahn 6 cbm Torf abfahren konnte. Dreimal wöchentlich wenigstens, weil nicht zu viel Wasser durch die Schleusen verlorengehen durfte, wurde Torf abgefahren. Die Moorsiedler von Rautendorf konnten damals zum ersten Mal aufblicken. Ihr zäher Einsatz und der Fleiß hatten sich gelohnt. 1862, hundert Jahre nach der Kolonisation, wurde der Wasserweg erneut verbessert. Er wurde durch einen Kanal um 2,8 Kilometer kürzer, was in einem damaligen Lande ohne Straßen eine erhebliche Rolle spielte.
 
Dennoch blieb die Torffahrt zur nahen Hansestadt Bremen ein Unternehmen. Nachts gegen 2 Uhr ging es los, 7 Stunden lang bis zum Ziel, wo der Torf unter großen Schwierigkeiten (großes Angebot und daher niedriger Verkaufspreis) verkauft, wurde. Die anschließende Heimfahrt war beschwerlich. Meist banden die Moorbauern 6-7 Kähne zusammen, und schoben und drückten sie gemeinsam zurück nach Rautendorf, wo sie am nächsten Tag gegen Mittag wieder ankamen. Übernachtet wurde im Kahn, Um 1900 herum hörten die Kahnpartien auf. Inzwischen waren Straßen ins Moor gebaut worden, die Landstraße Zeven-Lilienthal zum Beispiel. Zudem wurde der Absatz an Torf geringer, denn anderes Heizmaterial hatte sich durchgesetzt. Statt der Menschen, die die Kähne heimwärts drückten, klapperte ein neuer Helfer über die schmalen Moorstraßen - das Pferd. Gegen 1930 hörte der große Torfverkauf auf, eine Ära ging im Teufelsmoor zu Ende.
 
Durch eine gründliche Bearbeitung der früher oft vernachlässigten Viehweiden wurde ertragsfähiges Wiesen- und Ackerland geschaffen und damit der Übergang zur Agrarwirtschaft wesentlich begünstigt. Aber auch der Viehbestand konnte vergrößert werden, und auch die Kälberaufzucht zeigte sich als nützlich. Dagegen lieferte der erste Anbau von Kartoffeln und Hafer auf dem Hochmoor nur geringe Mengen. Die Erträge steigerten sich aber beachtlich nach der Abtorfung und der Verwendung von Dünger. So sind aus den Torfstechern der Gründerjahre Viehzüchter und Landwirte geworden.
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