Beerdigungen

Trauerfeierlichkeiten hatten in früherer Zeit, und zwar teilweise bis zum Jahre 1969, einen völlig anderen Charakter als man es heute kennt. War damals jemand im Hause gestorben, so wurde der erste Nachbar benachrichtigt. Dieser hatte die Aufgabe, alle weiteren Nachbarn zu unterrichten. Sämtliche Formalitäten für die Beerdigung lagen in den Händen der nächsten Nachbarn. Gemeinsam gingen die Nachbarn am ersten Tag zum Trauerhaus, um die Leiche einzukleiden und aufzubahren. Die Leiche blieb bis zur Beerdigung im Trauerhaus. Dann benachrichtigten die Leichenbitter, auch Ansager genannt, die Verwandten und übrigen Dorfbewohner. Bei der Beerdigung gab es vor der Trauerfeier Kaffee und Kuchen. Der Sarg stand dabei auf der Diele aufgebahrt. Die Trauerrede im Hause hielt der Dorfschullehrer und 8-10 Schulkinder sangen dabei einige Lieder. Nach der Trauerrede wurde der Sag auf den Leichenwagen geschoben, den immer der erste Nachbar mit seinen Pferden fuhr. Die Kinder gingen bis zur Ausfahrt der Hofstelle vor dem Trauerzug vorweg und sagen das Lied: „Lass mich gehen“. Der Trauerzug setzte sich in langsamer Fahrt zum Kirchenfriedhof nach Grasberg in Bewegung. Die Kinder, die noch schnell Kaffee und Kuchen bekamen, fuhren dann mit dem Fahrrad zum Friedhof nach. Der Sarg kam nicht in die Kirche, sondern der Pastor wartete am Friedhofstor und ging mit den Kindern, die wieder sangen, dem Leichenzug voraus zur Grabstätte. Hier hielt der Pastor eine kurze Andacht, die Kinder sangen noch einmal. Nach der Beisetzung begab sich die Trauergemeinde zu einer kleinen Andacht in die Kirche. Das Tragen des Sarges war immer Sache der nächsten 6 Nachbarn. Nach der Trauerfeier ging es zurück zum Trauerhaus nach Rautendorf, wo es wieder Kaffee, Kuchen und Brote gab. Die Bedienung lag voll in den Händen der Nachbar, die dafür am nächsten Tag eingeladen wurden. Die Aufbahrung im Hause hat sich bis zum Jahre 1969/1970 gehalten.
 
Heute haben die Beerdigungsinstitute sämtliche Aufgaben und Formalitäten bei Trauerfällen übernommen. Aufbahrungen auf der Hofstelle des Verstorbenen finden nur noch ganz selten statt. Der Leichnam wird vielmehr vom Trauerhaus oder Krankenhaus abgeholt und im Beerdigungsinstitut aufgebahrt. Am Tage der Beerdigung wird der Sarg zur Kirche überführt und dort erneut aufgebahrt. In der Kirche hält der Pastor eine kurze Andacht. Im Anschluss daran trägt man den Sarg zu Grabe. Den Auszug aus der Kirche führen Vertreter der Ortsfeuerwehr und/oder des Heimatvereins an, so der Verstorbene dort Mitglied war. An der Grabstelle hält der Pastor noch eine kurze Andacht und die Beisetzung des Verstorbenen erfolgt. Die Angehörigen und Verwandten nehmen Abschied und Vertreter der Ortsfeuerwehr und des Heimatvereins legen jeweils einen Kranz nieder und halten eine Grabrede. Beileidsbekundungen an der Grabstelle sind nicht üblich. Die geladenen Trauergäste begeben sich nach der Beisetzung in ein Restaurant/Cafe wo es Kaffee, Kuchen und Brote gibt.

 

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